Die Queichwiesen - Historische Entwicklung |
Die Geschichte der Wässerwiesen an der Queich reicht zurück bis an den Anfang des 15. Jahrhunderts, als die Landesherren mit Urkunden das Recht der Wasserentnahme für die Berieselung verliehen. Später schlossen sich die Wiesenbesitzer zu Selbsthilfeeinrichtungen zusammen. Sie nahmen die Rechte gegenüber Triebwerksbesitzern und Müllern wahr und regelten Bau, Pflege, Funktion der Anlagen.
Einige dieser Selbsthilfeeinrichtungen bestehen heute noch. Die meisten wurden aber seit etwa 1850 in straffer organisierte Genossenschaften umgewandelt, die staatlich gefördert wurden. Die Wiesenbewässerung nahm deutlich zu.
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Die Themen |
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Wiesenwässerer
In einer Beschreibung von Ottersheim werden um 1600 bereits einige Wiesennamen genannt: Vorderwiesen, Mühlwiesen, Rechhagwiesen, Hörsten, Dämmel, Rödel, Neuwiesen, Haimbacher Freiwiesen und Stöcken. Im Jahr 1740 werden auch Gräben erwähnt. Um 1800 gab es bereits zwei Wiesenwässerer. Insgesamt gab es etwa 20 Wiesenwässerer, bis im Jahr 1952 diese Aufgabe zunächst dem Feldhüter und später dem Gemeindediener übertragen wurde.
Der Offenbacher Wiesenwässerer |
Dienstanweisung für den Wiesenwässerer der Gemeinde Ottersheim aus dem Jahr 1923 (PDF). Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Pirmin Hilsendegen, Ottersheim. |
In Zeiskam haben die Wiesenbesitzer selbst bewässert, bis 1858 ein Wiesenwässerer berufen wurde, nachdem es vorher immer wieder Streitereien gab. Ein besonderes Amt war der Fuchsbachschütz. Seit der Kreuznacher Übereinkunft im Jahr 1815 musste die Gemeinde Zeiskam für Ordnung am Fuchsbach sorgen. Einmal wöchentlich musste der Fuchsbach vom Fuchsloch bis zur Lochmühle bei Lingenfeld abgegangen werden.
Seit über 500 Jahren: Wasserrechte am Fuchsbach
Die Wässerwiesen an der Queich sind bereits für das Jahr 1428 belegt. Die Urkunden für das Siegerland reichen nur zurück bis ins Jahr 1534. Es kann also sein, dass die Bewässerung im Queichgebiet älter ist als diejenige im Siegerland.
1553 |
Lustadt erhält von Pfalzgraf Friederich, Herzog zu Bayern, 1/3 Anteil am
Fuchsbachwasser zugesprochen im Tausch gegen einen Distrikt seines Waldes.
Beim Buweabloß teilt sich der Fuchsbach zu 2/3 in die Druslach nach Osten
und 1/3 in den Hofgraben nach Norden. |
1723 |
Die Gemeinde Zeiskam und die Besitzer der Fuchsmühle bestätigen erneut
das Recht am Fuchsbach-Wasser. |
1784 |
Die kurpfälzische Hofkammer Mannheim regelte die Bewässerung der Queichwiesen
über das Lustadter Wehr an der Queich. |
1800 |
Das Schwarze Wehr wurde mit Buntsandsteinquadern auf massiven Eichenbalken mörtelfrei errichtet. |
1815 |
Trotz der bisherigen Regelungen kam es immer wieder zu Streitereien um die Wasserrechte, bis sich 1815 bei der Kreuznacher Übereinkunft die Gemeinden Niederhochstadt, Oberlustadt, Niederlustadt und Zeiskam gütlich einigten. Die Kreuznacher Übereinkunft wurde zur alleinigen Regelung für die Zukunft definiert.
Alle Rechte und Pflichten waren detailliert in neun Artikeln festgelegt,
z.B. die Wässertage, die Wasseraufteilung, die Pflege der Wehre am Fuchsbach
und die Pflege des Fuchsbaches selbst. Zeiskam wurde verpflichtet, einen
Wässerungsaufseher stellen. |
1872 |
Die Überführung des Fuchsbaches über den Floßbach im Wald Lichter Queichschlag
auf Hochstadter Gemarkung wurde gebaut. Vorher mischten sich die Gewässer,
was immer wieder Streitereien gab. Diese Überführung wird im Volksmund
Heber genannt. Der Floßbach heißt auf Zeiskamer Gemarkung Großgraben. |
1930 |
Das Waschhaus mit Waschbänken am Fuchsbachufer im Hochstadter Wald wurde errichtet.
An sonnigen Tagen war Großwaschtag. Mit Handwagen und Schubkarren brachten
morgens die Zeiskamer Frauen die Wäsche hierhin. Gebleicht wurde auf den
Wiesen der Ortsbleiche, die Wäsche lag hier notfalls auch über Nacht. Hier
wurden auch Neuigkeiten ausgetauscht - es gab ja noch kein Radio. |
1954 |
In Zeiskam wurde die künstliche Beregnung eingeführt und der Fuchsbach
hatte ausgedient. |
1972 |
In Zeiskam gab es am Hofgraben noch eine Waschbank, die bis etwa 1950 benutzt
wurde. 1972 wurde der Hofgraben teilkanalisiert, die Waschstelle ist verschwunden.
Die Kanalisation in Zeiskam ist 1975 fertiggestellt. |
2003 |
Im zwanzigsten Jahrhundert schwand das Interesse an der Wiesenbewässerung und somit auch am Erhalt des Schwarzen Wehrs. Halterungen rosteten durch, Sandsteinquader neigten sich und der Mechanismus aus Getriebe- und Zahnstangen funktionierte nicht mehr. Mit seiner Hilfe konnte der Wasserlauf gesperrt, umgeleitet oder geöffnet werden.
Der Naturschutzverband Südpfalz e.V. und die Naturschutzgruppe Die Blaukehlchen
restaurierten gemeinsam mit der Gemeinde Hochstadt und dem Wasser- und
Bodenverband Niederhochstadt das Schwarze Wehr originalgetreu. Die Eichenbohlenbasis
blieb bestehen, die alten Sandsteinquader wurden wieder verwendet, und
die Deckplatte ist durch eine neue Sandsteinplatte ersetzt. |
2006 |
Im Rahmen des Natura 2000-Projektes wurden mehrere Wehre an der Queich saniert: Wehr an der Neumühle, Rödelwehr und Knittelsheimer Wehr. Zusätzlich wurden Gräben und 21 Grabenschließen auf Ottersheimer und Knittelsheimer Gemarkung saniert. Damit sind jetzt 300 ha Wässerwiesen reaktiviert. Im Jahr 1950 waren es einmal 900 ha. |
Wässerplan
Diese seit Jahrhunderten festgelegten Wässertage sind bis heute gültig. Das Wasserwirtschaftsamt Neustadt berücksichtigt sie bei der Aufstellung des Gesamtwässerplanes der Queichwiesen. Und die Kreuznacher Übereinkunft von 1815 dient auch heute noch als Regelung zur Erledigung von Streitigkeiten. Aktuell gilt der Wässerplan von 1972. Er basiert auf einer Vereinbarung, die im Jahr 1950 in Bellheim zwischen Queichanliegern und Wasserbehörden beschlossen wurde.
Der detaillierte Wässerplan von 1972. PDF-Datei. |
Urkunde über die Aufteilung des Queichwassers aus dem Jahr 1833. |
Missbräuche
Wiesenbaumeister und Kulturtechniker beklagten zu allen Zeiten eigenmächtige Machenschaften. Man verwässert die Wiesen nach dem Motto "viel hilft viel". Die irrige Meinung, reichliche und dauernde Wässerung könne den Ertrag der Wiese steigern, wurde von Generation zu Generation weiter gegeben. Oft wurde unmittelbar nach der Heuernte gewässert. Das darf aber erst etwa 14 Tage später geschehen. Die Bewässerungsdauer darf zwei Tage nicht übersteigen, sonst versumpft der Grund.
Wasserdiebstahl
Man leitet das Wasser zu früh oder zu lange auf seine Wiesen und schadet damit den anderen Landwirten. Daher kommt die Redensart Sich gegenseitig das Wasser abgraben. Oft gab es Raufereien, machmal auch Totschlag. Häufig mussten Streitigkeiten vor Gericht geklärt werden. Manchmal entnahm man auch einfach zuviel Wasser aus dem Bach, und die Fische starben.
Dorfbach und Kanalisation - Die Wandlung der Dörfer
Der Dorfbach war eine Lebensader für das Dorf. Man wusch sich im Dorfbach,
wusch das Gemüse und tränkte die Pferde. Der Dorfbach diente auch zur Brandbekämpfung.
Waschtag am Brühlgraben in Ottersheim (*1). |
Die Zeiskamer Hauptstraße und der Dorfbach im Jahr 1968 (*2). |
Die Zeiskamer Hauptstraße im Jahr 1971. Mit der Kanalisation verschwand der Dorfbach aus Zeiskam (*2). |
Der Ottersheimer Dorfbach wurde bereits im 16. Jahrhundert ausgehoben. 1862 hat man Teile des Bachbettes in Sandstein gefasst. Den südlichen Dorfbach, der aus dem Brühlgraben gespeist wurde, hat man 1949 eingeebnet. 1975 erhielt der Ort die Kanalisation und der Dorfbach verschwand endgültig.
Der Zeiskamer Dorfbach hatte bis etwa 1820 einen unregelmäßigen Verlauf. Erst zwischen 1825 und 1830 wurde der Ort gepflastert und der Dorfbach eingefasst. 1937 kam die Wasserleitung nach Zeiskam, der Dorfbach diente jetzt nur noch als Abwasserkanal. Mit der Kanalisation 1968 bis 1970 verschwand der Dorfbach.
Die Queichlinien
Die Queich spielte als Grenzfluss immer eine wichtige Rolle. Sie bildete mehrmals die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. In Verbindung mit den Festungen in Landau und Germersheim waren die Queichlinien ein strategisch militärisches Projekt.
Die Queichlinien waren ein System aus Wehren und Gräben, das mit Wasser aus Queich und Brühlgraben über diverse Schließen versorgt wurde. Auch das Offenbacher Wehr wurde um 1743 für die Queichlinien gebaut. Die Dörfer Bellheim, Knittelsheim und Ottersheim wurden - mit Wall und Wassergraben befestigt in die Hauptkampflinien einbezogen. Gezielte Überschwemmung machte das Vorfeld (die Queichwiesen) unpassierbar für Kavallerie und Artillerie. Es bildete sich ein Gefechtsfeld von 1500 m Tiefe, das Beschuss durch feindliche Artillerie unmöglich machte.
Mit dem Bau wurde im Jahr 1702 begonnen, zwischen 1740-1743 wurden die Queichlinien weiter ausgebaut. Nach der Zerstörung 1745 wurden sie erneut ausgebaut. Zuletzt wurden die Queichlinien in den Jahren 1792-1795 militärisch genutzt, das war während der Revolutionskriege, in denen die Pfalz unter französische Herrschaft kam. Spätestens 1825 wurden die meisten Wälle und Gräben eingeebnet. Heute sieht man in den Wäldern nur gelegentlich noch Reste der Queichlinien, und einige alte Schließen sind noch vorhanden.
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