Alle Bilder kann man anklicken für eine vergrößerte Darstellung
Die Situation: Das Rhonetal im Schweizer Kanton Wallis
Im Foto rechts sieht man mich mit einigen wichtigen Dingen, über die wir
hier sprechen wollen:
-
Einige der hohen Berge, z.B. das Weißhorn (grüner Pfeil)
-
Das Rhonetal, 1000m unter der sichtbaren Kante des Plateaus von Crans-Montana
(gelber Pfeil)
-
Ein Dorf auf dem Hügel, das Wasser braucht (roter Pfeil)
-
Aber keine Wasserfuhre, weil in diesem Fall die Bisse de Sion vor mir ist.
Warum es hier so trocken ist
-
Das Rhonetal links oben in diesem Bild ist auf allen Seiten von hohen Bergen
umgeben. Viele von ihnen sind über 4000 m hoch.
-
Alle Wolken werden von diesen Bergen aufgehalten, und diese Gebirgsregion
gehört zu den niederschlagsreichsten Gebieten Europas.
-
Aber das Tal mit seinen kleinen Dörfern auf den Hügeln (roter Pfeil) kriegt
fast keinen Regen ab. Obwohl nur 20 bis 40 km von den hohen Bergen entfernt,
ist hier eine der niederschlagsärmsten Gegenden Europas. Und wenn es mal
regnet, dann meist zur falschen Jahreszeit, wenn die Felder das Wasser
noch nicht brauchen. Oder es regnet gleich so heftig, dass der ausgetrocknete
Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. Diese Unwetter richten dann zu allem
Überfluss noch Katastrophen an, wie z.B. 1993, als das Städtchen Brig von
den Fluten der Saltina mit Schlamm, Geröll und Ästen meterhoch überflutet
wurde.
-
Und trotzdem gäbe es kein grünes Gras, keine Getreidefelder und keinen
Wein auf diesen Hügeln ohne künstliche Bewässerung.
-
So baute man bereits vor vielen hundert Jahren Wasserleitungen in die Seitentäler
(blaue Pfeile im Tal vorne), um das Wasser von den Gletschern (hier rechts
außerhalb des Bildes) auf die Felder zu holen.
-
Hier sieht man gleich drei Leitungen, weil es vor einigen hundert Jahren
einfacher war, mehrere kleine statt einer großen Leitung zu bauen. Und
weil man Streitereien ums Wasser aus dem Weg gehen wollte, was aber nie
vollständig gelang.
Die berühmteste Walliser Wasserfuhre: Die Bisse de Savièse
-
Anders als im obigen Bild musste man hier die Bisse hunderte von Metern
entlang senkrechter Felswände führen.
-
Die roten Pfeile im Bild zeigen die Spuren dieser spektakulären Wasserleitung.
-
Diese Leitung wurde 1935 aufgegeben, nachdem ein Tunnel durch den Berg
Prabé fertig gestellt wurde.
-
Was man heute sieht, sind also die Reste nach 70 Jahren ohne Reparatur.
-
Dieses Foto habe ich aufgenommen von einem Weg unterhalb dieser Bisse.
Die Bisse de Savièse von der anderen Talseite
-
Dieses Foto zeigt die selbe Stelle, aber von der anderen Talseite
-
Es ist möglich, von der rechten Seite hoch zu steigen, so dass ich die
Stelle erreichen konnte, auf die der rote Pfeil zeigt. Den Blick von dort
auf die Bisse zeigt das nächste Bild.
Die Bisse de Savièse aus der Nähe
-
Hier kann man die Wasserleitung sehen (roter Pfeil) mit dem Begleitweg
für den Wasserhüter darüber (blauer Pfeil). Diese Konstruktion hat man
wegen des überhängenden Felsens wohl aus statischen Gründen gewählt.
-
Rechts oben vorn im Bild sieht man einen Tragbalken (grüner Pfeil), den
man vor einigen Jahren abgesägt hat, um einige Meter der Leitung zu zerstören.
Das war nötig, um zu verhindern, dass jemand auf die Leitung steigt - es
gab wohl einige Unfälle mit unvorsichtigen Touristen.
Wie die Bisse de Savièse entstand
-
Vor etwa 500 Jahren wurde diese Konstruktion nur mit Hammer und Meißel
geschaffen! Man legte ein langes Brett auf die Stelle, wo ich stand, als
ich dieses Foto machte, und fixierte es mit einem schweren Stein. Dann
rutschte ein Arbeiter an das vordere Ende, und 100 Meter über dem Abgrund
hängend meißelte er ein Loch für einen Tragbalken in den Fels.
-
Dann schoben sie einen Tragbalken in das neue Loch und schoben das Brett
ein Stück vor. Der Arbeiter rutschte wieder nach vorne und begann mit den
nächsten Loch. So arbeitete man sich hunderte von Metern der Felswand entlang.
-
Die Zeichnung zeigt, warum der Tragbalken nicht heraus fällt. Das Loch
ist keilförmig und wird im Felsen größer. In den Tragbalken kam ein Keil,
dann wurde er mit der Axt gegen den Felsen gehauen, wobei der Keil den
Tragbalken spreizte und fest im Felsen verankerte. Außer dem Gewicht des
Holzes trug er ja auch noch bis zu 500 Liter pro Sekunde Wasser.
So sah die Bisse de Savièse vor 70 Jahren aus
Das rechte obere Schwarzweißbild zeigt die gleiche Stelle, aber von der
anderen Seite.
Der Begleitweg läuft auf der Leitung, während die Ganglatten
im linken Bild rechts neben den Känneln sind.
-
Diese Fotos wurden um 1930 aufgenommen und geben einen Eindruck vom Mut
und der Unerschrockenheit dieser Leute.
-
Andererseits muss man bedenken, dass so ein Bauer vielleicht zehn Kinder
hatte und nichts zu essen, wenn es ihm nicht gelang, von irgend woher Wasser
zu bekommen ...
Verwendung dieser vier Fotos von Charles Paris mit freundlicher
Genehmigung der Médiathèque Valais - Martigny.
Diese Seite ist Teil von www.vsch-khe.de