Die Bedeutung der Wiesen für die Landwirtschaft 

Früher kannte man weder Kunstdünger noch Tiefbrunnen und Beregnung. Die Rinder waren der Hauptlieferant für Stalldünger, der für das Ackerland benötigt wurde. Die Wiesen liefern die Futtergrundlage für die Rinderhaltung. Jeder Bauer musste also einen Mindestbestand an Rindern haben, der sich nach der Größe des Ackerlandes richtet. Aus Rentabilitätsgründen wird der Bauer möglichst viele Rinder halten, soviele wie die Wiesen gerade noch ernähren können. 

M-Pfalzwiesen=Offenbach-Rinnen-stechen
Damals in Offenbach: Die Söhne des Wiesenwässerers Franz Garrecht
stechen Rinnen für die Bewässerung.
Aus: Alois Fuchs, Offenbach wie's früher war. 

 

Weil der anfallende Stallmist meist noch nicht mal für die Äcker ausreichte, mussten die Wiesen auf andere Weise versorgt werden. 

Die Bäche führten damals ungeklärtes, nährstoffreiches Wasser. 

Die Wiesenbewässerung war also die Lösung dieses Problems. 

Der Verfall der Wässerwiesen 

Die Wiesenbewässerung ist aber aufwändig und kann deswegen nur von Groß- oder Mittelbauern unterhalten werden. Durch die Verstädterung der Dörfer entstanden jedoch immer mehr Nebenerwerbsbauern. Sie waren auf Rentabilität nicht angewiesen, konnten die Rinderhaltung einstellen und damit auch die Wiesenbewässerung aufgeben. 

Die Bewässerungsanlagen waren immer eine Gemeinschaftsaufgabe und können von einzelnen übrig gebliebenen Mittelständlern auch nicht erhalten werden. Und weil immer mehr Nebenerwerbsbauern ihr Land verkaufen, können die Mittelständler jetzt preisgünstig Futterpflanzen anbauen und sind auf die zeitaufwändige Wiesenbewässerung nicht mehr angewiesen. Häufig wurden die Wiesen dann in Ackerland umgebrochen

In einigen Regionen konnte die Wiesenbewässerung aber auch durch Kleinbauern erhalten werden, wenn sie sich zu Genossenschaften zusammenschlossen oder wenn die Gemeinde diese Aufgabe übernahm. 

Die Situation heute 

Die Wiesenbewässerung wurde schließlich nur noch in den breiten Wiesentälern erhalten. Die Wässereinrichtungen wurden so vereinfacht, dass die Wiesen mit Maschinen bearbeitet werden konnten. Dazu verschwanden die kleinen Gräben und Schieber. Man sperrt heute einfach nur den Hauptgraben und bewässert damit doch noch einen wesentlichen Teil der Wiesen. 

Technik der Stau-Berieselung 

An der Queich wird - in zwei Gemeinden sogar ununterbrochen bis heute - an genau festgelegten Wässertagen für jeweils 1-3 Tage das Bachwasser angestaut und in die Bewässerungsgräben geleitet. Diese liegen etwas über dem Geländeniveau. Nacheinander werden in den Bewässerungsgräben kleinere Schieber geschlossen, das Wasser tritt über die Ufer und sickert durch die durchwurzelte Bodenschicht. 

Aufgrund des leichten Gefälles sammelt sich das abfließende Wasser in Entwässerungsgräben. Diese können wieder Bewässerungsgräben für tiefer gelegene Wiesenabschnitte sein. Das überschüssige Wasser wird wieder dem Bach zugeführt, oft erst nach mehreren Kilometern Fließstrecke. 

Alle kleinen Bilder kann man anklicken für eine vergrößerte Darstellung. 

K-Pfalzwiesen=OttersheimerVorderwiesen  

 

K-Pfalzwiesen=OttersheimerVorderwiesenPrinzip  

 

K-Pfalzwiesen=OttersheimerVorderwiesenStaubretter  

Die Ottersheimer Vorderwiesen haben minimales Gefälle nach links und rechts vom Haupt-Bewässerungsgraben. Und natürlich zusätzlich in Flussrichtung des Grabens. Das ist für uns praktisch nicht zu erkennen ... 

 

...  die Hinweistafel erklärt es genau. Unsere Vorfahren haben das mit einfachen Hilfsmitteln geschaffen. 

 

Die Staubretter liegen schon bereit. Sie werden hier einfach in die Führung gesteckt. Anderswo hat man Schließen mit Spindelmechanik, z.B. in den Bellheimer Holzwiesen. 

Jede Wiesenfläche wird für etwa zwei Tage bewässert. Das Wasser muss schnell über die Wiese geleitet und wieder entsorgt werden. Wenn das Wasser zu lange auf der Wiese steht, wird die Sauerstoff-Versorgung des Bodens reduziert, die Wiese würde versauern und die Kleinlebewesen absterben. Deshalb ist auch immer das Entwässerungssystem wichtig. 

Literatur 

Für detaillierte Informationen über die Entwicklung der Wässerwiesen in Rheinland-Pfalz empfehle ich die Pfälzische Landesbibliothek Speyer. Dort findet man z.B. die Dissertation von Karl-Heinz Fiedler: Die Wiesenbewässerung im Saarland und in der Pfalz, Saarbrücken 1965, 116 Seiten. 

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